<Entstehungsgeschichte und Wissenswertes über den Bernstein

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Rügener Spezial-Themen
Der Bernstein
Das Gold der Ostsee - Entstehungsgeschichte und Wissenswertes
Der Name

Der Name Bernstein kommt aus dem niederdeutschen Wort „bernen“, was brennen bedeutet und so schon auf eine Eigenschaft des fälschlicherweise als „Stein“ bezeichneten Stückes hinweist: Er ist brennbar mit starker Rauchentwicklung und angenehmem harzigen Geruch.


Im Englischen als amber und im Französischen als ambre bezeichnet, wurde er im Altertum Elektron genannt, was eine Aussage über die negative elektrostatische Aufladung bei Reibung ist.


Bernstein mit dunklen Einschlüssen
Vorkommen

Den Bernstein findet man weltweit und er ist in der erdgeschichtlichen Zeit vor ca. zehn bis 210 Millionen Jahren aus dem Harz von Nadelhölzern entstanden. Die unterschiedlichen Fundorte deuten auf unterschiedliche Entstehungsräume und Zeitalter hin.

Der in der Ostsee und auch Nordsee, im Samland in der so genannten „Blauen Erde“


und im Binnenland einiger Ostseeanrainerstaaten, vor allem Polen, Deutschland und Dänemark, gefundene Bernstein macht ca. 90 Prozent des Weltvorkommens aus und ist in der Tertiärzeit, vor ca. 10 bis 60 Millionen Jahren entstanden. Durch die relativ lange erdgeschichtliche Zeit konnten sich die gewaltigen Vorkommen ansammeln.


Klarer Naturbernstein in Fließform
Entstehung

Nahm man bisher immer an, dass es besonders das Harz von Kiefernarten war, so belegen genauere mikrobiologische Untersuchungen, dass sich der baltische Bernstein überwiegend aus dem Harz des Vorläufers der heutigen Goldlärche (Pseudolarix) gebildet hat.


Bis sich aber aus dem zäh fließenden Harz ein Bernstein bildet, bedarf es drei chemischer Reaktionen: der Fermentation und der Oxidation, die relativ gleichzeitig bei dem Austritt vom Harz einsetzen und der Polymerisation, die erst nach der Umlagerung, Bedeckung mit Sediment und dadurch entstehenden Druck stattfand.


Bernstein mit mineralischen Einschlüssen

Im Eozän vor etwa 40–50 Millionen Jahren erstreckte sich in einer Erdwarmzeit der so genannte „Bernsteinwald“ im nördlichen Europa in einem breiten Gürtel von West nach Ost vom heutigen Skandinavien bis hin zum Ural. Seine Südgrenze bildete die Küste eines Meeres, das im östlichen Teil wesentlich weiter südlich lag als die heutige Ostsee und weit nach Osten ins Innere Osteuropas und Asiens reichte.


Das austretende Harz wurde durch die Sonneneinstrahlung (Wärme)fermentiert, das heißt, eingeschlossene winzige Luftbläschen, die ursprünglich eine Trübung des Harzes verursachen, können durch die Wärme entweichen und das Harz wird klar und durchsichtig. Diesen Vorgang nennt man auch natürliche Klärung. Mit dauernder Wärmezufuhr wird der Farbton bräunlicher. Je weniger Sonne und Wärme das Harz abbekam, umso trüber ist der Stein. Außen hängende Tropfen sind klar, Hohlräume füllende Klumpen ( bis über 2 kg) sind immer milchig. Der Übergang ist fließend.


Die Klumpenform zeigt, dass das ehemalige Harz einen Hohlraum ausfüllte

Gleichzeitig setzte mit dem Luftkontakt auch die Trocknung und die Oberflächen-Oxidation ein. Dadurch erreichte das Harz die notwendige Härte, sodass es einer Standortversetzung durch Wasser standhalten konnte.

Durch Starkregen, Überschwemmungen und dergleichen wurde das Harz in Bäche und Flüsse gespült. Im Wasser konnte die Oxydation nicht weiter fortschreiten.


Das im Wasser schwimmende Harz wurde durch den Urstrom-Fluss Eridanus und weiteren aus Fennoskandien nach Süden transportiert und an den Mündungsdeltas abgelagert. Das Flussdelta des Eridanus entspricht einem Halbkreis, der sich von der Samlandküste im Osten nach Westen bis über Danzig hinaus erstreckt und heute als Bernsteinküste bezeichnet wird.


Verschiedene Tropfenformen vom Bernstein

Hier wurde nun das subfossile Harz von Sedimenten bedeckt und dadurch soweit gepresst, dass es zur Polymerisation kommen konnte. Der Bernstein war entstanden.

Der durch Abbau gefundene Bernstein hat noch die Oxydationsschicht, bei dem See-Bernstein, der an den Küsten gefunden wird, ist diese verwaschen, das heißt durch Kies, Sand und Brandung meist abgerieben.


Bernstein gibt es von durchsichtig bis opak (undurchsichtig), in den Farben weiß, weißlich-gelb, gelb, citrin, von hell- bis dunkelbraun, grün( moosgefärbt), schwarz (mit Bodenmulm oder Rinde), ganz selten blau oder rot. Die weiß-gelbe Trübung entsteht durch Millionen kleiner Luftbläschen pro cm³. Das spezifische Gewicht liegt zwischen 1 und 1,1.


Drei verschiedene Bernsteinfarben
Tiere und Pflanzen im Bernstein

Im erstarrten Harz des Bernsteins finden sich ab und an fossil konservierte Lebensformen, die vor Millionen von Jahren auf der Erde in Wäldern gelebt haben: Kleintiere, vor allem Insekten wie Fliegen, Mücken, Libellen, Ohrwürmer, Termiten, Heuschrecken, Zikaden und Flöhe, aber auch Asseln, Krebstiere, Spinnen und Würmer und pflanzliche Teile wie Pilze, Moose und Flechten und Pflanzenteile z. B. von Lärchen, Fichten, Tannen, Kiefern und Eichen.


Der weitaus häufigste organische Einschluss im Baltischen Bernstein ist das so genannte „Sternhaar“, das sich in fast allen Schlauben befindet. Dabei handelt es sich um winzige, mit bloßem Auge oft nicht wahrnehmbare, strahlenförmig verästelte Pflanzenhaare (Trichome), die mit großer Wahrscheinlichkeit von Eichen stammen. Diese Einschlüsse werden als ein den Baltischen Bernstein charakterisierendes Merkmal angesehen.


Bernstein mit Inklusen
Die Entstehung von Inklusen

Damit Harz zu Bernstein und ein Tier oder Pflanzenteil zur Inkluse wird, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
1. Der Einschluss muss vollständig mit Harz überzogen werden und muss formstabil bleiben, bis das Harz erhärtet ist
2. Das Harz muss durch Sonnen- und Hitze-einwirkung auf natürliche Weise geklärt werden.
3. Das Harz darf während des Erhärtens nicht schrumpfen und auch nicht durch später auflastende Gesteine beansprucht werden.


Ist das Insekt von nachfließendem Harz umschlossen, beginnt der Abbau der Weichteile in seinem Körperinneren. Dabei treten Muskeln, Drüsen und Körperflüssigkeit durch Körperöffnungen und Körperwandung aus. Deshalb ist die Umgebung der Inklusen häufig milchig-trübe (Verlumung). Mit der Zersetzung der Weichteile setzt bereits die Erhärtung des Harzes ein. Siehe oben.


Bernstein mit pflanzlichen Inklusen
Ein einmaliger Stein mit 2 seltenen Tieren
Links im Stein der seltene Einschluss eines Scarabäus, der Laubwälder bevorzugt
Häufigkeit von Inklusen

Obwohl die Artenvielfalt in der Zeit, als der Bernstein entstand, relativ groß war, sind Inklusenfunde selten. Nur etwa jedes 500. Bernsteinstück hat einen Einschluss, wobei in den Funden oft nur Fragmente der eingeschlossenen Lebewesen vorliegen.


In Schlaubensteinen aus Baltischem Bernstein sind Einschlüsse so häufig, dass man in jedem zwanzigsten fündig werden kann, wenn sie nicht vorher schon durchsucht wurden. Häufig sind die Inklusen beschädigt. Deshalb sind Stücke mit vollständig erhaltenen Zeugnissen des damaligen Lebens wissenschaftlich besonders wertvoll.


.. und im gleichen Bernstein eine noch seltenere Inkluse eines Flohkrebses, der ja das feuchte Milieu des Spülsaumes als Lebensraum bevorzugt.

Die Verwendung des Bernsteins zu Schmuckgegenständen ist seit der Altsteinzeit nachgewiesen. Da er wie Edelsteine selten war, wurde er früh und weit gehandelt, durch ganz Europa bis nach Ägypten und ins Zweistromland auf den Bernstein-Straßen.

Seit dem 17. Jh. waren Königsberg und Danzig die Mittelpunkte der künstlerischen Bearbeitung.


Im 13. Jh. bildete sich ein Eigentumsrecht des Landesherrn (Bernstein-Regel) heraus, das von den Herzögen von Pommerellen (für Westpreußen und Pommern) auf den Deutschen Orden (auch für Ostpreußen) und von diesem auf die Herzöge von Preußen überging.
Wer unberechtigt Bernstein sammelte oder ausgrub, wurde von dem Strandvogt direkt an dem eigens dafür am Strand aufgestellten Galgen erhängt.


Trübe helle Bernsteine
Wie erkennt man Bernstein?

Im konzentrierten Salzwasser schwimmt Bernstein oben, im Süßwasser sinkt er langsam nach unten.
Bernstein kann man leicht anzünden, er riecht aromatisch nach Harz.
Bernstein wird bei Reibung auf Wolle elektrostatisch aufgeladen und zieht dann Staub und kleine Papierschnipsel an.
Zur Prüfung der Echtheit von Bernstein eignet sich auch die Fluoreszenz-Methode, da Bernstein unter UV-Licht weiß-blau strahlt, Plastik jedoch nicht.


Künstlich geklärte Bernsteine sind keine Seltenheit. Dabei werden trübe Naturbernsteine, rund 95 % der Naturbernsteine sind trüb, über mehrere Tage langsam in Rüb- oder Leinsamenöl erwärmt, um sie zu klären. Durch geschickte Temperaturregelung während des Klärungsprozesses können auch Sonnenflinten, Sonnensprünge und Blitzer, die in Naturbernsteinen äußerst selten vorkommen, gezielt hergestellt werden.


Verschiedene Formen und Farben von trüben Bernsteinen

Oft wird auch ein hohes Alter des Steins vorgetäuscht. Beim so genannten Antikisieren wird nicht so begehrter heller Bernstein in einem elektrischen Ofen in gereinigtem Sand mehrere Stunden auf 100 °C erhitzt, um einen warmen Braunton zu erzeugen.
Diese Manipulationen sind nur schwer nachzuweisen.


Beim Pressbernstein werden kleine Bernsteinstücke und Bernsteinstaub, der bei der Bearbeitung anfällt, bei großer Hitze und unter hohem Druck zu größeren Stücken zusammengepresst. Sie dürfen in Deutschland und Österreich als Echt-Bernstein gehandelt werden.


Bernstein in warmen Brauntönen, wie er gern zur Schmuckverarbeitung genutzt wird

Seit alters her schreibt man Bernstein heilende und wohltuende Wirkungen auf den Menschen zu. Artikel aus Bernstein sind Schmucksteine, Ketten, Armbänder, Anhänger, Zahnketten für Kleinkinder, mohammedanische Gebetsketten, neuerdings auch Lampenschirme und Bilder.


Fundorte auf Rügen

Bernstein wird bei starken Stürmen und entsprechenden Wellengang vom Meeresgrund ausgewaschen und an den Sandstränden angespült und abgelagert. Da Bernstein auf Grund seines spezifischen Gewichtes im Wasser treibt, verfängt er sich gern im losgerissenen Seetang.


Alle Fotos auf dieser Seite sind im Bernsteinmuseum Sellin entstanden.


Für die freundliche Unterstützung, Hilfe und fachliche Beratung möchte ich mich ganz herzlich bei Herrn Jürgen Kintzel, dem Inhaber des Museums, bedanken.





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